In Kapitel 5 haben wir das Verfahren zur Lösung der allgemeinen
Differentialgleichung für in Gegenwart eines gegebenen
Strömungsfeldes formuliert. Normalerweise muß das Strömungsfeld
(Geschwindigkeiten) und das Druckfeld jedoch aus den entsprechenden
Bilanzgleichungen berechnet werden. Die Geschwindigkeitskomponenten ergeben sich
aus den Impulsgleichungen, die spezielle Fälle der allgemeinen
Differentialgleichung für
darstellen
(mit
usw.). Das Gleichungssystem für die
Berechnung eines Strömungsfeldes in diesen sogenannten primitiven
Variablen lautet (siehe dazu die Abschnitte 2.1.3 und
2.1.5):
Impuls:
Kontinuität:
Die Schwierigkeit bei der Berechnung des Geschwindigkeitsfeldes liegt im
unbekannten Druckfeld. Der Druckgradient ist Teil des Quellterms für eine
Impulsgleichung. Es gibt jedoch keine naheliegende Gleichung für den Druck;
die Kontinuitätsgleichung enthält den Druck nicht. Das Druckfeld ist
indirekt gegeben durch die Kontinuitätsgleichung. Wenn das korrekte
Druckfeld in die Impulsgleichungen eingesetzt wird, erfüllt das resultierende
Geschwindigkeitsfeld die Kontinuitätsgleichung. Diese indirekte Beschreibung
ist für unsere Zwecke ungeeignet; es sei denn, wir würden den resultierenden
Satz von Differenzengleichungen für Impuls und Kontinuität simultan
lösen wollen.
Zur Berechnung von konsistenten Druck- und Geschwindigkeitsfeldern
sind derzeit zwei prinzipiell unterschiedliche Vorgehensweisen üblich.
In der einen Methode wird die Kontinuitätsgleichung zur Bestimmung der
lokalen Dichte
benutzt. Aus der Dichte wiederum kann dann mit einer Zustandsgleichung
(z.B. der Zustandsgleichung für ideale Gase) der Druck bestimmt werden, der dann
in die Impulsgleichungen (6.1) einzusetzen ist.
Diese Vorgehensweise ist von Vorteil,
wenn kompressible Strömungen zu berechnen sind
und ist daher die Basis für viele erfolgreiche Techniken zur Berechnung kompressibler
Strömungen (z.B. MacCormack (1982), Baldwin u.a. (1975), Steger und Warming (1981)).
Die auf die Dichte bezogene Methode kann aber nur unter der Voraussetzung genutzt werden,
daß tatsächlich eine eindeutige Beziehung zwischen Druck und Dichte vorhanden
ist.
Bei inkompressiblen Strömungen kann diese Methode daher nur mit Maßnahmen,
die eine künstliche Verbindung zwischen Druck und Dichte schaffen, benutzt werden.
Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Methode der künstlichen Kompressibilität, bei der
zwischen Druck und Dichte willkürlich eine schwache Kopplung angesetzt wird.
In der anderen Methode zur Ermittlung des Geschwindigkeits- und Druckfeldes wird ein auf den Druck bezogenes Verfahren eingesetzt. Hier wird zum Abgleich von Impulsbilanz und Kontinuität der Druck aus einer Gleichung bestimmt, die aus der Impulsbilanz und der Kontinuitätsgleichung resultiert. Eine solche Vorgehensweise hat gegenüber den auf die Dichte bezogenen Verfahren den Vorteil, grundsätzlich sowohl für inkompressible als auch für kompressible Strömungen anwendbar zu sein (Karki und Patankar (1988)). Bei diesen auf den Druck bezogenen Verfahren sind gegenwärtig unterschiedliche Lösungsstrategien für die numerische Simulation bekannt. Eines dieser Verfahren, das sogenannte Druckkorrekturverfahren wird im folgenden näher beschrieben.
An dieser Stelle sei noch kurz auf Möglichkeiten zur Vermeidung der
mit der Druckbestimmung verbundenen Schwierigkeiten durch
Wirbelstärke- und reine Stromfunktionsverfahren verwiesen.
Unsere Aufgabe ist die Umsetzung der indirekten Information in der Kontinuitätsgleichung in einem direkten Algorithmus für die Druckberechnung. Für dieses Vorhaben müssen jedoch einige Schwierigkeiten überwunden werden.