Nächste Seite: Numerisches Verfahren
Aufwärts: Instationäre Strömungsstrukturen im Nachlauf
Vorherige Seite: Instationäre Strömungsstrukturen im Nachlauf
Kleine, abgeknickte Hinterkanten, sog. Gurney-Flaps führen zu einem
erhöhten Auftrieb, der sich über den gesamten Anstellwinkelbereich erstreckt.
In der Regel ist er jedoch mit einer Widerstandszunahme und
Nachlaufinstabilitäten verbunden. Die Wirkung solcher und ähnlicher
Methoden der passiven Strömungsbeeinflussung auf die
integralen Leistungsmerkmale eines Flügels sind weitgehend bekannt, die
sich ausbildenden instationären Strömungsstrukturen dagegen blieben
in der Vergangenheit meist unbeachtet.
Von Interesse sind vor allem solche Strömungsdetails, die experimentell
nur begrenzt oder mit großem Aufwand zugänglich sind.
Unklar ist insbesondere, wie die Strömungsstrukturen
beschaffen sind, inwieweit sie dreidimensionalen Charakter zeigen.
Auf der Grundlage einer Lösung der Navier-Stokes Gleichungen wird der
Einfluss der Hinterkantenmodifikation auf die turbulente Umströmung
eines Tragflügelprofils vom Typ HQ17
numerisch simuliert. Gemeinsam mit den Ergebnissen experimenteller Studien
von Bechert tragen diese Untersuchungen
zum verbesserten strömungsphysikalischen Verständnis
der Wirkungsweise von Hinterkantenmodifikationen bei.
Die gewonnenen Erkenntnisse können zur Weiterentwicklung passiver Methoden
der Strömungsbeeinflussung genutzt werden, deren wesentlicher Vorteil darin
besteht, dass sie ohne externe Energiezufuhr auskommen.
Verfolgt werden die beiden Konzepte der beweglichen
Rückstromklappen und der Gurney-Flaps, die letztlich der Leistungssteigerung
von Flugzeugtragflächen dienen.
Die Erfassung der dabei auftretenden turbulenten Strömungsphänomene
erfolgt mit den gegenwärtig verfügbaren Modellkonzepten
der Reynolds-gemittelten Navier-Stokes-Gleichungen (URANS) und der
Grobstruktursimulation im Sinne eines Detached-Eddy-Ansatzes (DES).
Die Modellkonzepte werden kritisch im Hinblick
auf ihre Anwendbarkeit für instationäre turbulente Hochauftriebsströmungen
überprüft und ihre Stärken kombiniert, um darauf aufbauend
eine verbesserte und strömungsphysikalisch
abgesicherte Modellierung zu ermöglichen.
Gurney-Flaps sorgen im wesentlichen für
eine Veränderung der Abflussbedingung. Zuerst wurden
Gurney-Flaps von Daniel Gurney am Heckflügel eines Rennwagens
eingesetzt. In der Fahrzeugaerodynamik spielen sie seitdem eine
wichtige Rolle, weil die vergleichsweise kleinen und billigen Bauteile eine sehr
große Wirkung haben können. Eine Beschreibung ihrer integralen Wirkung wird von
Liebeck gegeben [9], der das Konzept in die Flugzeugaerodynamik
übernommen hat.
In zahlreichen
experimentellen und numerischen Untersuchungen von Gurney-Flaps ist
zum einen die Wirkung an nackten Profilen
[10,11,12] und
zum anderen der Einsatz in Kombination mit
Hochauftriebskonfigurationen [13] untersucht worden.
Im Mittelpunkt stand dabei ihre Wirkung auf die mittlere
Strömung und auf die integralen Beiwerte. Ein Nebeneffekt von üblichen Bauweisen ist
der vergrößerte Widerstand. Bechert u.a. [10] befassen sich
deshalb mit unterschiedlichen Formen von Gurney-Flaps und
Hinterkantenmodifikationen, die helfen sollen, den zusätzlichen Widerstand
zu vermindern, unter anderem mit solchen, die der Form von Libellenflügeln
nachempfunden sind. Eine bedeutende Ursache des Widerstandszuwachses liegt
in der sich ausbildenden instationären Wirbelstraße hinter der
Flügelhinterkante. Sie ist auch die Quelle verstärkter Lärmerzeugung.
Schon in den 70er Jahren erfolgten erste Analysen der instationären
Nachlaufstrukturen durch Liebeck [9], wobei bereits
vermutet wurde, dass
die sich im direkten Nachlauf eines Gurney-Flaps bildenden Zwillingswirbel
einen entscheidenden Einfluss auf das Widerstandsverhalten der gesamten
Profilumströmung haben.
Die Details sind unseres Wissens nach numerisch bisher nur mit
Standardturbulenzmodellen untersucht worden [14], die keinen
Zugang zu den Strömungsdetails erlauben. Wünschenswert wäre
eine Stabilisierung des Nachlaufs, beispielsweise durch kleine
Bauteile im Nachlaufbereich des Gurney-Flaps oder
durch ''Splitter-Plates'', welche bereits bei Zylinderumströmungen
erfolgreich eingesetzt worden sind [24].
Die Auslegung solcher Bauteile erfolgte
in der Vergangenheit auf der Basis stationärer Simulationen.
Nächste Seite: Numerisches Verfahren
Aufwärts: Instationäre Strömungsstrukturen im Nachlauf
Vorherige Seite: Instationäre Strömungsstrukturen im Nachlauf
Markus Schatz
2004-01-28