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Anforderungsdefinition (Pflichtenheft)

Als Ergebnis der Problemanalyse wird eine möglichst vollständige Anforderungsdefinition (engl. requirement specification) formuliert. Sie legt den Leistungsumfang des zu erstellenden Programms fest und kann daher als Vertragsgrundlage für ein projektiertes Programm dienen. Andere Bezeichnungen für diese Anforderungsdefinition sind: funktionale Spezifikation, Pflichtenheft.

Für unser Beispiel sieht dies so aus:

Das Programm gliedert sich in einen Eingabeteil (Input) und einen Berechnungs- und Ausgabeteil (Output). Nach einem Programmaufruf hat man in einem ersten Menü die Wahl zwischen diesen beiden Optionen.

Im Eingabeteil werden die einfach vom Kontoauszug abgelesenen Einnahmen und Ausgaben mit Betrag und Buchungsdatum in verschiedenen Kategorien eingegeben und in entsprechenden Dateien gespeichert.

Es ist somit ein weiteres Menü für die Auswahl der Optionen ,,Einnahmen`` und ,,Ausgaben`` zu erstellen. Die Untergliederung nach den Kategorien wird durch eine entsprechende Maske erleichtert (,,Maske`` nennt man ein Bild auf dem Bildschirm, in welchem die gewünschten Eingaben in gekennzeichnete Felder eingetragen werden können. Sie ist so etwas wie ein elektronisches Formular).

Im Berechnungs- und Ausgabeteil (Output) sollen fünf verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl stehen. Von diesen fünf generellen Optionen werden die ersten beiden nochmal in fünf Einzelbilanzen unterteilt. Diese Einzelbilanzen lassen zum einen eine getrennte Betrachtung der verschiedenen Input-Kategorien für Einahmen und Ausgaben zu, zum anderen bieten sie einen Gesamtüberblick und beinhalten in Punkt (b) noch die geforderte Flexibilität bezüglich der großen Einnahme- und Ausgabeposten. Sämtliche Optionen sind durch entsprechende Menüs abrufbar. Der Bilanzzeitraum soll vorher vom Programm abgefragt werden und ist mit Tag, Monat und Jahr einzugeben. Im einzelnen:

  1. Monatliche oder jährliche Einnahmenbilanz
    1. Gesamt, mit besonderen Zuwendungen
    2. Gesamt, wahlweise mit oder ohne besondere Zuwendungen, wobei die Zuwendungen einzeln hinzugefügt oder weggelassen werden können. Dazu soll eine Liste über die einzelnen Zuwendungen in dem betrachteten Bilanzzeitraum informieren. Durch Eingabe der Listennummer kann die Position ausgewählt werden.
    3. Nur Einnahmekategorie 1
    4. Nur Einnahmekategorie 2
    5. Nur Einnahmekategorie 3

  2. Monatliche oder jährliche Ausgabenbilanz

    1. Gesamt, mit den großen Posten
    2. Gesamt, ohne die großen Posten, wobei für die Einzelposten das gleiche gelten soll wie für die besonderen Zuwendungen in Punkt 1.
    3. Nur Ausgabekategorie 1
    4. Nur Ausgabekategorie 2
    5. Nur Ausgabekategorie 3

  3. Monatliche oder jährliche Differenz aus sämtlichen Einnahmen und Ausgaben, das heißt aus Punkt 1.(a) und Punkt 2.(a). Hieran läßt sich eine steigende, stagnierende oder sinkende Differenz der gesamten Transaktionen feststellen. Zusammen mit den Bilanzen der einzelnen Einnahme- und Ausgabekategorien lassen sich detailliertere Aussagen über die Ursachen der festgestellten Tendenz machen. Weist z.B. die Ausgabenkategorie 3 sinkende Tendenz auf, so wurde an den großen Posten gespart. Weist gleichzeitig die Einnahmekategorie 2 eine Steigerung auf, so wurde mehr Geld durch eigene Arbeit verdient.

  4. Monatliche oder jährliche Bilanz aus beliebigen Einzelbilanzen der Punkte 1 und 2. Dabei sollen die Einzelbilanzen der Einnahme- und Ausgabenseite aus einer Liste durch Wahl der Listennummer ausgewählt werden können. Interessiert man sich beispielsweise nur für die Differenz aus den regelmäßigen Einnahmen und den festen Kosten, so muß die Differenz aus den Einzelbilanzen 1.(c) und 2.(c) gebildet werden.

  5. Die Differenzen aus 3 oder 4 sollen in Arbeitsstunden umgerechnet werden. Dazu ist ein, über den Bilanzzeitraum gemittelter, Stundenlohn zu berechnen. Ein Anstieg der monatlichen Arbeitsstunden bei stagnierendem Konsum (Ausgabeneinzelbilanzen 2.(d) und 2.(e)) ist ein sicheres Indiz für den schleichenden Kaufkraftverlust. Zusätzlich zum Mitleidseffekt, den diese Erkenntnis bei den Eltern auslöst, ist ein wichtiges Argument, daß die Arbeitsstunden nicht zum Studieren zur Verfügung stehen und somit das Studium unweigerlich verlängert wird ...


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Lars Tornow 2003-04-02